Self­ca­re: Mehr als ein Schaum­bad mit Pro­sec­co – Eine Rei­se zu dir selbst (und war­um nicht nur Müt­ter sie so drin­gend brauchen)

Sandra Mastropietro

1. März 2025

Lie­be Lese­rin­nen und Leser,

wir alle ken­nen es: Die­ses Gefühl, stän­dig unter Strom zu ste­hen und nie genug Zeit für sich selbst zu haben. In unse­rer schnell­le­bi­gen Zeit, in der äuße­re Leis­tung und Per­fek­ti­on lei­der oft mehr zäh­len als inne­re Zufrie­den­heit, ist die­ses “Self­ca­re” zu einem viel dis­ku­tier­ten Begriff gewor­den, wel­cher schon bei­na­he infla­tio­när durch die Medi­en geistert. 

Doch was bedeu­tet Self­ca­re eigent­lich genau? Ist es nur ein wei­te­rer Trend, der uns vor­gau­kelt, wir wür­den uns etwas Gutes tun, wäh­rend wir uns eigent­lich nur noch mehr Druck machen? Oder steckt letzt­end­lich doch mehr dahinter?

Ich per­sön­lich bin jeden­falls über­zeugt, dass Self­ca­re mehr als ein Trend ist. 

Es ist eine Not­wen­dig­keit, um in einer Welt, die uns stän­dig über­for­dert, gesund und glück­lich zu blei­ben. Aber es ist auch eine Rei­se zu uns selbst, eine Aus­ein­an­der­set­zung mit unse­ren Bedürf­nis­sen und Wün­schen, eine Befrei­ung von den Erwar­tun­gen ande­rer. Kurz: eigent­lich so rich­tig “har­ter Tobak”

Bild von Haus auf Insel
Cre­dit: pexels-hellochemo

Ein Plä­doy­er für das Allein­sein (und war­um das für Müt­ter so wich­tig ist)

Bevor wir uns um ande­re küm­mern kön­nen, müs­sen wir uns um uns selbst küm­mern. Das klingt ego­is­tisch, ist aber im Grun­de zutiefst mensch­lich. Denn wie sol­len wir ande­ren etwas geben, wenn wir selbst leer sind? Wie sol­len wir für ande­re da sein, wenn wir nicht wis­sen, wer wir selbst sind?

Des­halb ist es so wich­tig, Zeit mit sich allein zu ver­brin­gen. Zeit, in der wir uns selbst zuhö­ren kön­nen, in der wir unse­re Gedan­ken und Gefüh­le ord­nen kön­nen, in der wir uns ein­fach nur spü­ren kön­nen. Zeit, in der wir uns von den Erwar­tun­gen ande­rer befrei­en und uns fra­gen kön­nen: Was will ich eigent­lich? Was brau­che ich, um glück­lich zu sein?

Wer sich selbst nicht zuhö­ren kann, wird das auch bei ande­ren nicht schaf­fen. Denn nur wer sich selbst kennt, kann auch ande­re ver­ste­hen. Nur wer sich selbst liebt, kann auch ande­re lie­ben. Und nur wer sich selbst gut kennt, kann auch ein gutes Eltern­teil sein.

Die Befrei­ung von Rol­len­bil­dern (und war­um Müt­ter mehr als nur “Mut­ter” sind)

Self­ca­re ist auch eine Befrei­ung von den klas­si­schen Rol­len­bil­dern. Wir leben in einer Gesell­schaft, in der tief ver­an­ker­te Rol­len­bil­der immer noch beein­flus­sen, wie und wer wir mei­nen zu sein. 

Frau­en müs­sen stark sein, Män­ner dür­fen nicht wei­nen, Kin­der müs­sen brav sein, Erwach­se­ne müs­sen funktionieren. 

Doch was, wenn wir uns nicht in die­se Rol­len­bil­der ein­ord­nen las­sen wol­len? Was, wenn wir anders sein wol­len? Was, wenn wir unse­re eige­nen Regeln machen wol­len? Was, wenn wir als Müt­ter auch noch ande­re Din­ge sein wol­len als nur “Mut­ter”?

Dann ist Self­ca­re ein Weg, um uns von die­sen Erwar­tun­gen zu befrei­en. Ein Weg, um uns selbst zu sein, so wie wir sind. Ein Weg, um unse­re eige­ne Iden­ti­tät zu fin­den und zu leben. Ein Weg, um als Mut­ter auch noch Frau, Part­ne­rin, Freun­din, Toch­ter oder ein­fach nur Mensch zu sein.

Self­ca­re ist indi­vi­du­ell (und mehr als nur ein Schaumbad)

Es gibt nicht die eine Self­ca­re-Metho­de, die für alle gilt. Was dem einen gut­tut, muss dem ande­ren noch lan­ge nicht hel­fen. Des­halb ist es so wich­tig, her­aus­zu­fin­den, was uns selbst gut­tut. Was uns ent­spannt, was uns Freu­de berei­tet, was uns Ener­gie gibt.

Das kann ein war­mes Bad sein, ein gutes Buch, ein Spa­zier­gang in der Natur, ein Tref­fen mit Freun­den, ein neu­es Hob­by oder ein­fach nur ein Moment der Stil­le. Aber es kann eben auch mehr sein als nur ein Schaum­bad mit Prosecco.

Self­ca­re ist ein Mara­thon, kein Sprint. Es ist ein Pro­zess, der Zeit und Geduld braucht. Ein Pro­zess, der uns immer wie­der her­aus­for­dert, uns selbst neu zu ent­de­cken. Aber es ist ein Pro­zess, der sich lohnt. Denn Self­ca­re ist nicht nur ein Trend, son­dern eine Inves­ti­ti­on in unse­re Gesund­heit und unser Glück. Und damit auch in die Gesund­heit und das Glück unse­rer Kinder.

Cre­dit: pexels-stefanstefancik-42148

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