Liebe Leserinnen und Leser,
wir alle kennen es: Dieses Gefühl, ständig unter Strom zu stehen und nie genug Zeit für sich selbst zu haben. In unserer schnelllebigen Zeit, in der äußere Leistung und Perfektion leider oft mehr zählen als innere Zufriedenheit, ist dieses “Selfcare” zu einem viel diskutierten Begriff geworden, welcher schon beinahe inflationär durch die Medien geistert.
Doch was bedeutet Selfcare eigentlich genau? Ist es nur ein weiterer Trend, der uns vorgaukelt, wir würden uns etwas Gutes tun, während wir uns eigentlich nur noch mehr Druck machen? Oder steckt letztendlich doch mehr dahinter?
Ich persönlich bin jedenfalls überzeugt, dass Selfcare mehr als ein Trend ist.
Es ist eine Notwendigkeit, um in einer Welt, die uns ständig überfordert, gesund und glücklich zu bleiben. Aber es ist auch eine Reise zu uns selbst, eine Auseinandersetzung mit unseren Bedürfnissen und Wünschen, eine Befreiung von den Erwartungen anderer. Kurz: eigentlich so richtig “harter Tobak”

Ein Plädoyer für das Alleinsein (und warum das für Mütter so wichtig ist)
Bevor wir uns um andere kümmern können, müssen wir uns um uns selbst kümmern. Das klingt egoistisch, ist aber im Grunde zutiefst menschlich. Denn wie sollen wir anderen etwas geben, wenn wir selbst leer sind? Wie sollen wir für andere da sein, wenn wir nicht wissen, wer wir selbst sind?
Deshalb ist es so wichtig, Zeit mit sich allein zu verbringen. Zeit, in der wir uns selbst zuhören können, in der wir unsere Gedanken und Gefühle ordnen können, in der wir uns einfach nur spüren können. Zeit, in der wir uns von den Erwartungen anderer befreien und uns fragen können: Was will ich eigentlich? Was brauche ich, um glücklich zu sein?
Wer sich selbst nicht zuhören kann, wird das auch bei anderen nicht schaffen. Denn nur wer sich selbst kennt, kann auch andere verstehen. Nur wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Und nur wer sich selbst gut kennt, kann auch ein gutes Elternteil sein.
Die Befreiung von Rollenbildern (und warum Mütter mehr als nur “Mutter” sind)
Selfcare ist auch eine Befreiung von den klassischen Rollenbildern. Wir leben in einer Gesellschaft, in der tief verankerte Rollenbilder immer noch beeinflussen, wie und wer wir meinen zu sein.
Frauen müssen stark sein, Männer dürfen nicht weinen, Kinder müssen brav sein, Erwachsene müssen funktionieren.
Doch was, wenn wir uns nicht in diese Rollenbilder einordnen lassen wollen? Was, wenn wir anders sein wollen? Was, wenn wir unsere eigenen Regeln machen wollen? Was, wenn wir als Mütter auch noch andere Dinge sein wollen als nur “Mutter”?
Dann ist Selfcare ein Weg, um uns von diesen Erwartungen zu befreien. Ein Weg, um uns selbst zu sein, so wie wir sind. Ein Weg, um unsere eigene Identität zu finden und zu leben. Ein Weg, um als Mutter auch noch Frau, Partnerin, Freundin, Tochter oder einfach nur Mensch zu sein.
Selfcare ist individuell (und mehr als nur ein Schaumbad)
Es gibt nicht die eine Selfcare-Methode, die für alle gilt. Was dem einen guttut, muss dem anderen noch lange nicht helfen. Deshalb ist es so wichtig, herauszufinden, was uns selbst guttut. Was uns entspannt, was uns Freude bereitet, was uns Energie gibt.
Das kann ein warmes Bad sein, ein gutes Buch, ein Spaziergang in der Natur, ein Treffen mit Freunden, ein neues Hobby oder einfach nur ein Moment der Stille. Aber es kann eben auch mehr sein als nur ein Schaumbad mit Prosecco.
Selfcare ist ein Marathon, kein Sprint. Es ist ein Prozess, der Zeit und Geduld braucht. Ein Prozess, der uns immer wieder herausfordert, uns selbst neu zu entdecken. Aber es ist ein Prozess, der sich lohnt. Denn Selfcare ist nicht nur ein Trend, sondern eine Investition in unsere Gesundheit und unser Glück. Und damit auch in die Gesundheit und das Glück unserer Kinder.
